WOHNEINHEIT & FERIENWOHNUNG IM DENKMALGESCHÜTZTEN DREISEITHOF | 2023 | 110 + 54 QM
Der Dreiseithof des Markgräfler Weinguts Schlumberger in Sulzburg-Laufen, ist ein zum Denkmal des Monats gekürtes Projekt. Mit dieser Auszeichnung erkennt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg das private sowie gemeinnützige Engagement für den Erhalt schützenswerter Bauwerke an. Im Februar 2023 ging der Preis an dieses Objekt.
Ende 2021 wurden wir von Familie Schlumberger damit beauftragt eine Wohneinheit und eine Ferienwohnung im bestehenden und unsanierten Teil des Dreiseithofs zu schaffen.
Zielsetzung unserer Auftraggeber: Die Umsetzung sollte so ökologisch, nachhaltig und ressourcenschonend wie möglich erfolgen. Mit diesem Grundgedanken, konnte sehr respektvoll mit dem empfindlichen Bestand umgegangen werden. Das Ergebnis ist eine Teilsanierung, die uns von A bis Z überzeugt.
Die Wohneinheit erstreckt sich über 3 Ebenen. Im Obergeschoss des hinteren Gehöft-Bereichs befinden sich Koch- und Essbereich sowie das Badezimmer. Im Dachgeschoss darüber ist das Schlafzimmer eingerichtet. Das Wohnzimmer mit angrenzendem Gästezimmer findet auf einer Split-Level-Ebene im Vorderhaus seinen Platz. Alle 3 Ebenen sind mit sehr stilvollen Treppen und Tür-Exemplaren zu einer harmonischen Einheit verbunden, von denen jedes für sich eine Geschichte erzählt.
Die Treppe zum Wohnraum auf der Splitt-Level-Ebene, ist schätzungsweise über 100 Jahre alt und wurde aus dem Bestand übernommen. Um 2 Stufen gekürzt schließt sie, als wäre es Bestimmung, auf den Millimeter genau den Eingangsbereich der Wohnung an das Wohnzimmer an. Der Zwischenraum von Treppe und Gebälk wurde gekonnt mit einem massiven Betoncube gefüllt, der aufgrund seiner Materialität die beiden Ebenen gestalterisch mit einander verbindet.
Gleichzeitig verknüpfen, die aus Holz gefertigten Schubladen, die uralten und neuen Bauelemente, in einer subtilen und unaufdringlichen Art und Weise. Die Fensterbänke sind teilweise aus alten Treppenstufen aufgearbeitete worden. Alle Türen wurden ebenfalls aus dem Bestand gewonnen, sodass in Maß und Aussehen keine der anderen gleicht.
Um einen Zugang zum Dachgeschoss aus dem Wohn- und Essbereich zu schaffen, musste durch Antrag beim Denkmalamt ein Balken aus einem alten Gefache gekürzt werden, sodass ein Durchgang geschaffen wurde. 1:1 gefertigt nach einem hoch ausgefeilten und detaillierten Entwurf unseres Büros, lädt nun die viertelgewendelte 8mm-Schwarzstahltreppe als Hauptdarsteller des Projekts auf den Weg ins Dachgeschoss ein, in dem sich das Schlafzimmer befindet.
Für die perfekte Inszenierung dieses skulpturalen Elements, setzte man die Treppe mit einem kleinen Abstand zur Wand, um eine Lichtfuge entstehen zu lassen. Diesem gestalterischen Gedanken zum Zweck, wurde statt Putz, Glas zwischen die Holzgefache im Dachgeschoss eingesetzt, um das Tageslicht durch das Schlafzimmer hindurch in das Treppenhaus zu leiten.
Ein großer Balkon, der vom Wohnzimmer aus zugänglich ist, vervollständigt das Objekt. In der Diagonale zum Bestandsbalkon des Dreiseithofs angeordnet ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Das filigran gearbeitete Stahlgeländer mit Rundstäben, das den Außenbereich absichert, ist das Ergebnis aus präziser Planung und perfekt ausgeübtem Handwerk. Dadurch fügt sich der Balkon mit seinem Boden aus Douglasienholz sanft in das denkmalgeschützte Dachgeschoss ein und nimmt sich zurück.
Auch bei der Sanierung der riesigen Dachfläche von knapp 700 qm stand der subtile Umgang mit dem Bestand im Fokus der Gestalter. Die zur Straße und zum Nachbarn zeigenden Flächen sind mit neuen Ziegeln versehen. Während die zum Hof und Anfahrtsstraßenseite zeigenden Dachteile mit alten handgestrichenen Biberschwanzziegeln neu eingedeckt wurden. Ein Teil dieser, für die innenliegenden Flächen benötigen Ziegel, konnte man aus dem bestehenden Dach abtragen, aufarbeiten und wiederverwenden. Was fehlte, wurde durch Zukauf ergänzt. Dabei handelte es sich um Bestände anderer Höfe, die ihre Ziegel zum Teil aus Abrissen verkauften.
Die neben der Wohnung geschaffene Ferienwohnung mit 54 qm, wurde in Räumen geschaffen, in denen ehemals die Erntehelfer des Weingutes untergebracht waren. Hier wurde die Decke mit Strohbauplatten abgehängt und mit Tonspachtel verputzt. Viele Wände wurden mit Holzfaser gedämmt. Die bestehenden Bruchsteinwände sind mit Lehm verputzt. Auch hier hat man Türen, Ofen und Gebälk erhalten.
Die Ferienwohnung ist für zwei Personen ausgelegt. Aufgrund des bestehenden Grundrisses wurde die Kochstelle an einem Fenster platziert. Die bestehenden Fenster waren allerdings sehr tief angesetzt, eine Standartküche wäre über das Fenster hinausgegangen. Die Lösung: Ein alter Brennholzherd – Für den Komfort der Feriengäste: mit eingebautem Ceranfeld. Passend zum Stil der alten Räumlichkeiten – adaptiert an die Nutzungsbedürfnisse der Benutzer.