EINFAMILIENHAUS | UMNUTZUNG | 2014 | 322 m²
Das vorliegende Projekt zeichnet sich beispielhaft durch einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit bestehenden ländlichen Strukturen und deren Gebäudebestand aus. Dabei bestand der Auftrag darin neuen Wohnraum auf einem bereits mit einem Wohnhaus und Scheune bebauten Grundstück zu schaffen. Zu Beginn der Planungsanfrage, war das bestehende Wohnhaus im Erdgeschoss bewohnt, während das Obergeschoss nur temporär genutzt wurde. Die Scheune war vollständig ungenutzt.
Tatsächlich stand ein Scheunenabriss im Raum, der an anderer Stelle Platz für einen Neubau schaffen sollte. Jedoch war bereits bei der ersten Grundstücksbegehung klar, dass der Reiz dieses Projektes vor allem im beeindruckenden tektonisch strukturierten Scheunengebäude liegt, dessen großzügiges Volumen Raum für Kreativität lässt. Oberste Priorität für die Planung und Umsetzung war, die ursprüngliche Konstruktion und den Charme der Scheune zu erhalten und nur punktuell durch statisch notwendige Eingriffe zu ergänzen. Konsequenterweise wurde daher ein Kern in die Scheune integriert, sodass letztlich ein „Haus im Haus“ entstehen konnte.
Aufbau und Räume
Das Grundstück wird von Süden erschlossen. Die schmale Hofdurchfahrt, führt direkt unter die ehemalige Tenne der Scheune. Von dort aus wurde der neue, separate Eingang in den ehemaligen Stalleingang integriert. Hinter den Stallmauern liegt in einem neuen Kern zentral die Eingangshalle. Sie öffnet sich nach oben bis unter das Scheunendach. Eine mehrfach gewendelte Treppenanlage mit Verbindungsbrücken und Stegen windet sich durch die Scheune nach oben und erschließt die fünf Ebenen des Grundrisses. Im Erdgeschoss befinden sich ein Badezimmer sowie ein Gästebad mit Blick durch die alten Stallfenster in den Garten. Eine Ebene darüber hat das Gästezimmer seinen Platz. Die Schlafräume wurden im Obergeschoss des bestehenden Wohnhauses angeordnet und liegen auf einer dritten Ebene. Im tatsächlichen Scheunenvolumen befinden sich in vierter und fünfter Ebene die Wohnräume, die über eine Tribüne miteinander verbunden sind.
Technik
Das Projekt wurde weitestgehend in Holzbauweise umgesetzt. Nur im Erdgeschoss, wo die typischen Feuchtigkeitsprobleme in den Bruchsteinmauern vorzufinden sind wurde der innere Kern gemauert und mit einer regulierenden Perlitschüttung kerngedämmt. Im Zuge der Umbau-maßnahmen wurde für das gesamte Anwesen eine zentrale Holzpellet-Heizanlage eingebaut. In der bestehenden Wohnung sind die elektrischen Nachtspeicheröfen durch Heizkörper ersetzt worden. Im gesamten neuen Wohnraum und im sanierten Wohnraum im Obergeschoss des bestehenden Gebäudes wurde in den geglätteten Betonböden eine Fußbodenheizung eingebaut sowie einige Betonbauteile kerntemperiert.
Materialität
In der Materialität der Umsetzung wurde der Ursprünglichkeit des Scheunen-gebäudes Rechnung getragen. Dem historisch hervortretenden Konstruktions-holz der Scheune sind im Kern zwei Materialien entgegengebracht. Vorherrschend im ganzen Raum ist der Beton in einer sehr handwerklich einfachen Art sichtbar. Den neutralen Hintergrund bilden die weißen glatten Wände. Metallteile aus naturbelassenem Schwarzstahl ergänzen die Materialkomposition.