BERGRETTUNGSWACHE HINTERZARTEN | 2023| LPH 1-8
Schwarzwälder Baukultur neu interpretiert: Für den Neubau der Bergrettungswache haben wir den traditionellen Eindachhof zum Monolithen abstrahiert. Statt des klassischen Witterungsschutzes durch Traufüberstände, bewahren hier die nach außen gekippten Wände vor Regen und Schnee. Tief in den Leibungen sitzende Fenster, Tore und Türen schützen zudem vor direkter Sonneneinstrahlung.
Während das Gebäude außen klare Kante zeigt, gibt es sich innen offen: Versetzt angeordnete Ebenen (Split-Levels) ermöglichen die uneingeschränkte Kommunikation im Einsatz-Leitbereich. Große Fenster bieten Blickbezüge in die thermisch getrennte, stützenfreie Fahrzeughalle.
Das alles überspannende Rahmentragwerk, Zwischendecken sowie Innenwände aus heimischem Holz vermitteln Wärme und Behaglichkeit – und sind Reminiszenz an das regionale Baumaterial.
Energiekonzept
Das Energiekonzept ist im Wesentlichen ebenfalls auf das uralte Schwarzwälder Konzept des Eindachhofs zurückzuführen. Die Räume sind von warm nach kalt angeordnet, was Energie einspart und gleichzeitig einen ressourcenschonenden Einsatz von Dämmmaterialien gewährleistet. Unser Konzept sieht eine thermische Trennung vom Hallenbereich zum Einsatz-Leitbereich vor. Eine moderne Wärmepumpe produziert Wärme, die in den kerntemperierten massiven Bauteilen übertragen wird und auf natürliche Weise von unten nach oben steigt. Bauhistorische Prinzipien der Wärmeerzeugung, -verteilung und -speicherung werden so modern umgesetzt.
Städtebau
Die neue Bergrettungswache in Hinterzarten stellt sich dem bestehenden Feuerwehrhaus gegenüber und schafft so städtebaulich ein starkes Spannungsfeld. Zugleich ist diese Anordnung für die reibungslose Durchführung der Rettungseinsätze unerlässlich.
Der Hochspitz des Daches erstreckt sich Richtung Norden, zur Skischanze und dem Wanderweg hin; der Tiefpunkt weist nach Osten, Richtung Bahnhof. Durch die Zurücksetzung nach Norden gibt sich der Neubau zurückhaltend und zeigt seine Einzigartigkeit ohne aufdringlich zu wirken: Das Gebäude steht für sich, fügt sich aber städtebaulich in das Ensemble des Bahnhofsweges und dessen Umgebung ein.
Mit unserem Entwurf gewannen wir den 1. Preis in einem Architektenwettbewerb 2019 – und freuen uns über die gelungene Umsetzung.
Fotos: Axel Killian